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Zwift, Sufferfest oder einfach mal outdoor

Von Fettklops
9. Dezember 2019
6 Minuten Lesen

Wann trainiert ihr womit? Wann ist die Rolle sinnvoll, wie nutze ich Zwift oder Sufferfest und wann muss man sich auch im Winter in die Kälte begeben? Der nachfolgende Vergleich soll einen Überblick über heutige Systeme und Möglichkeiten geben, ein strukturiertes oder freies Training durchzuführen.

Drinnen oder draussen?

Wenn man die einschlägigen Foren und Facebook Gruppen verfolgt, stellt sich eigentlich nie die Frage ob drinnen oder draussen trainiert werden sollte. Ich habe immer das Gefühl, dass man heutzutage draussen trainieren muss – andernfalls ist man ein Weichei.

Ich gestehe: ich bin ein Weichei. Und das aus gutem Grund! Vor allem im Winter bei anstrengenderen Intervallen – ob mental oder physisch oder beides – macht ein geführtes Training im ERG Modus auf der Rolle für mich absolut Sinn. Die Themen Wetter, Strassenverkehr, Tageszeit (!!) oder auch Temperatur und Krankheit lasse ich hier mal aussen vor.

Weitere Infos zum ERG Modus.

Indoortraining ist langweilig spannend!

Der Markt intelligenter Rollentrainer ist heute ebenso komplex wie das Angebot unterschiedlicher Trainingssoftwaren. Zwift ist da wohl einer der bekanntesten Vertreter. Ich selbst setze derzeit hauptsächlich auf Zwift und Sufferfest. Vor allem in Kombination mit einer intelligenten Rolle mit automatischer Widerstandsverstellung und der Anpassung an eine zuvor geplante Trainingseinheit, übertrumpft die Möglichkeiten im Freien bei weitem.

Versuchen wir mal einen kleinen, objektiven Vergleich verfügbarer Systeme:

Zwift

Im Bereich Gaming ist Zwift sicher das bekannteste System. Mehrere Tausend Radfahrer und Läufer treten zeitgleich in insgesamt 5 unterschiedlichen virtuellen Welten gegeneinander an. Dabei kann ebenso frei (alleine) gefahren, wie auch im ERG Modus Intervalle gebolzt werden. Rund um die Uhr finden beinahe im Minuten Takt unterschiedliche Rennen statt in denen sich Radsportler unterschiedlicher Ebenen miteinander messen können.

Im Bereich 1 sind die aktuellen Leistungswerte aufgeführt (absolute Watt, Herz- und Trittfrequenz). Unter 2 werden beim Durchfahren die Zeiten unterschiedlicher Segmente angezeigt; sowohl die Persönlichen Bestzeiten als auch aktuelle globale Bestzeiten. Wenn man einen Bonus erfahren hat, wird dieser im Bereich 3 angezeigt und kann abgerufen werden. Diese Boni sind unter anderem dass man selbst federleicht wird und somit das Bergauffahren leichter fällt oder man besonders viel Windschatten erhält. Diese Boni können auch in den meisten Rennen taktisch eingesetzt werden. Bei 4 werden die aktuelle Geschwindigkeit, die heute gefahrene Distanz und Zeit sowie das aktuelle Level angezeigt. Je nach Level erhält man neue Ausrüstungsgegenstände bzw. kann manche Streckenabschnitte gar nicht unterhalb eines bestimmten Levels fahren (z.B. Alpe du Zwift). 5 zeigt eine Minimap an. Bei 6 sind Athleten um sich selbst rum aufgeführt, sowie die eigenen Watt pro KG Angaben. Und zuletzt im Bereich 7 ein “Spielbereich über welchen man sich unter anderem mit Athleten austauschen kann, die Perspektive wechselt oder einfach nur umkehrt.

Die Grafik ist eher Comic Style und weit wenig von realistisch, aber vollkommen ausreichend und durchaus ansprechend gestaltet. Mit ständig wechselnden Aufgaben, Ausrüstungen, KOMs und auch immer wieder neuen Strecken – die Designer lassen sich auch immer wieder neue witzige Szenen einfallen die man beim vorbeifahren entdecken kann.

Selbstverständlich gibt es ebenso vorgefertigte Trainingseinheiten, wie auch die Möglichkeit eigene Trainings zu hinterlegen.

Mir ist Zwift zwischenzeitlich zu verspielt und ich nutze Zwift nur noch dann, wenn ich längere Regenerations- bzw. GA1 Einheiten fahren soll. Für die Regenerationsfahrten suche ich mir dann eine besonders flache Strecke und fahre im normalen Modus oder alternativ schalte ich in den ERG Modus und lasse die Rolle die Leistungssteuerungs-Arbeit für mich verrichten.

Die Rennen sind ein netter Zeitvertreib, allerdings mit meinem Trainingsplan eher selten zu vereinbaren. Und da sich bei Zwift alles auf den Watt/kg Wert bezieht und viele Teilnehmer „Gewichtsdoping“ anwenden (also im Profil besonders tiefe Werte hinterlegen), haben die Ergebnisse der Rennen kaum Aussagekraft.

Sufferfest

Ohne Gamification Funktion, ohne Gruppenausfahrten und auch ohne virtuellen Welten kommt Sufferfest aus. Und es hat durchaus seine Daseinsberechtigung, denn Sufferfest ist eher auf effizientes Training ausgelegt als auf Spass.

In einem kurzen, aber sehr anstrengenden 60 Minütigen Fitnesstest (dem so genannten 4DP Test) werden mehr als nur dein FTP Wert bestimmt: anhand von aneinander gereihten Maximal Tests wird deine neuromuskuläre Leistungsfähigkeit ebenso gemessen wie die maximale aerobe und anaerobe Leistung. Der Test wird auf der Sufferfest Homepage beschrieben: 4DP

Als Ergebnis der 4DP Tests ordnet mich Sufferfest als einen bestimmten Rad-Typ ein und zeigt Dir so Deine Schwächen auf. Im Zuge dessen werden direkt vorgefertigte Trainings vorgeschlagen, die mich in meinen Schwächen verbessern sollen.

Innerhalb eines Trainings werden – abgestimmt auf die aktuelle Belastung – unter anderem Sequenzen aus Radrennen abgespielt, die Musik passt sich an und man wird durch die eingeblendete Motivationssätze durch das Training gepeitscht.

Sufferfest unterscheidet die Menschheit in seinen Videos immer wieder in Donut fressende Couchlandrians und fleissige Sufferlandrians. Ganz amüsant – manchmal vielleicht etwas too much.

Für mich liegt die grosse Stärke von Sufferfest in der Konzentration auf das Wesentliche: mich auf mein Training konzentrieren zu können und mich innerhalb der Trainingseinheiten durch nette Videosequenzen, tolle Musik und Motivationsparolen zum durchhalten zu bewegen.

Teilweise sind die vorgefertigten Einheiten sehr hart. Innerhalb von 45 bis 60 Minuten ist man wirklich richtig erledigt.

Nach Abschluss einer Einheit werden einem direkt sehr viele Auswertungsparameter zur Verfügung gestellt.

Road Grand Tours

Auch RGT setzt wie Zwift eher auf Gamification und möchte gemeinsame virtuelle Gruppenausfahrten in echten Landschaften anbieten. Und das zum Preis von 0 EUR! Ja, Du liest richtig: Road Grand Tours ist für die Teilnehmer kostenlos. Die relativ neue Software und direkter Zwift Konkurrent verdient Geld, indem der Radladen um die Ecke gemeinsame Ausfahrten veranstaltet oder Bannerwerbung einblendet und dafür bezahlt. Ein nettes Konzept; ob es sich lange halten kann sei dahin gestellt.

Da die kritische Masse an Teilnehmern noch lange nicht erreicht ist, fährt man in der Regel eher alleine durch die Gegend. Allerdings ist eben diese Gegend wirklich schön gemacht. Für mich, da ich bei Zwift die Gamification Features sowieso nicht nutze, eine absolut valable Alternative.

Outdoor Training (im Winter)

Es gibt die Verfechter von Outdoor Training für die es auch im Winter nichts anderes gibt als draussen zu fahren. Und dann gibt es die Athleten, die die Vorteile von Rollentraining für sich in ihren Trainingsalltag integriert haben. Fakt ist, die Belastung ist nicht vergleichbar. Wo ich beim Outdoor Training auch einfach mal dahinrollen kann, habe ich auf der Rolle immer einen virtuellen Trainer im Nacken, der die Peitsche schwingt. Und doch: Outdoor Training ist auch im Winter durch nichts zu ersetzen; aber man kann sich eben heutzutage aussuchen, ob man sich bei Dunkelheit den 2 Grad und Regen aussetzen möchte, oder ob man zu Hause „gemütlich“ die Rolle malträtiert.

Ich liebe es mittlerweile bei Sonnenschein und Minustemperaturen Sonntags morgen 3 Stunden mit den Radkollegen auf die Hausrunde zu gehen. Das Gefühl von Hoch und Runter und die Konkurrenz am Berg zu spüren. Sich dann mit einem tollen Ausblick über vernebelte Hügel zu belohnen und bergab die Kälte zu spüren.

Comments

Pit

Kennst Du Golden Cheetah? Ich glaube das ist vergleichbar mit Sufferfest von der Funktionalität…

Fettklops

Hallo Pit
Mir persönlich ist Golden Cheetah zu unübersichtlich. Aber Du hast natürlich Recht. Von der Funktionalität rein was die Trainingssteuerung für das Rennrad angeht vergleichbar. Allerdings fehlen die weiteren Features für Running, Yoga und Mentaltraining. Und vorgefertigte Trainingspläne gibt es natürlich auch nicht.
Viele Grüsse
Thorsten

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